Im Sommer 2022 konnte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) 37 Teile eines Tafelservices erwerben, das die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM) ab 1795 für König Friedrich Wilhelm II. (1744–1797) herstellte. Dieses Service mit seiner besonderen „fleurs en terrasse“ genannten Blumenmalerei wurde im Berliner Schloss verwendet und erfreute sich noch im späteren 19. Jahrhundert großer Beliebtheit bei Hofe. Vom 16. Mai bis 15. Oktober erwartet die Besucher im Potsdamer Marmorpalais, dem frühklassizistischen Sommerschloss Friedrich Wilhelms II. am Heiligen See, eine nach zeitgenössischen Vorbildern gedeckte Mittagstafel, auf der eine Vielzahl der Neuzugänge präsentiert wird.
In einer Vitrine wird die faszinierende Entstehungs- und Nutzungsgeschichte des Services zusätzlich durch selten gezeigte zeitgenössische Vergleichsstücke illustriert. Zur Ausstattung der gedeckten Tafel werden zeitgenössische Bestecke aus dem Besitz der Königin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern (1715–1797), der Ehefrau Friedrichs des Großen, und der Luise von Mecklenburg-Strelitz (1776–1810), Gemahlin des Kronprinzen Friedrich Wilhelms (III.) (1770–1840), verwendet. Auch die Kelchgläser und Karaffen sind zeitgenössisch und teilweise mit dem königlichen Monogramm versehen.
Quellen aus dem KPM-Archiv legen nahe, dass die Manufaktur 1795 auch ägyptisch anmutende Messerbänkchen zur Verwendung mit dem Service lieferte, auf denen benutztes Besteck abgelegt werden konnte. Zwei solche Stücke aus dem Bestand der SPSG werden auf der Tafel gezeigt. Mit freundlicher Unterstützung der KPM Berlin, die einen Kunstharzabguss zur Verfügung stellte, konnten weitere Nachbildungen hergestellt werden, um die Gedecke zu vervollständigen.
Die Tafel ist zudem mit scherenschnittartigen „Cut-Outs“ geschmückt, deren ausgefallene Umrisse verschiedene Vorspeisengerichte darstellen. Die Gattung des Scherenschnitts ist bewusst gewählt. So kamen Schattenrisse im späten 18. Jahrhundert in Mode, insbesondere als einfache aber effektive Alternative zum gemalten Porträt. Auch auf zeitgenössischen Porzellanen der KPM erscheinen solche Silhouettenporträts der königlichen Familie.
Mit seiner Blumenmalerei zauberte das Service begehrte Zierblumen, wie Aurikel, Ranunkeln, Nelken und Anemonen, sowie sentimental konnotierte Sorten wie Vergissmeinnicht und Stiefmütterchen (französisch „pensée“, der Gedanke) gewissermaßen aus dem Garten auf den Tisch. Um diesen Bezug zur historischen Gartenwelt aufzuzeigen und auf die Sonderpräsentation aufmerksam zu machen, werden an drei Standorten im Neuen Garten Blumenkübel aufgestellt. Die Gärtner der Stiftung haben diese mit den auf dem Tafelservice dargestellten Blumensorten bepflanzt.
Die Sonderpräsentation "Die Blüte(n) des Klassizismus" kann im Rahmen der regulären Schlossführung besichtigt werden. Geöffnet ist dienstags bis sonntags 10 bis 17.30 Uhr.
Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 6 Euro; Kombiticket sanssouci+: 22 Euro, ermäßigt 17 Euro.