Leicht fiel diese dem Rentner allerdings nicht, schließlich war er seit über 35 Jahren ehrenamtlich in Berlin als Wasserball-Trainer tätig – zuletzt beim Berliner Schwimmverband und der SG Neukölln. „Der Abschied fiel sehr schwer, aber die Chance, hauptamtlich in meinem Sport arbeiten zu können, musste ich einfach ergreifen.“ Zudem sei er Potsdam immer sehr verbunden gewesen. Nicht umsonst machte er seiner Ehefrau Angela nach 30 Jahren Ehe im damaligen Brauhausberg-Bad einen zweiten Heiratsantrag – natürlich im Rahmen eines Jugendturniers. Mit Potsdams Wasserball-Urgestein Harry Volbert (92) bestand immer eine große Verbundenheit. Ende der 90er absolvierte er unter dessen Anleitung auch die B-Trainer-Lizenz.
Wasserball war für Skillen immer die schönste Nebensache der Welt. Der gebürtige Engländer, der als Elfjähriger mit seinen Eltern nach Berlin kam, absolvierte die Ausbildung zum Kfz-Mechaniker und arbeitete zuletzt bei der Berliner Feuerwehr als TÜV-Prüfer. Selbst stand er als Jugendlicher bei den Wasserfreunden Spandau 04 im Tor. Nachdem auch seine Kinder Stefan (43), Dennis (41) und Jessica (40) in die Sportart fanden, wurde er von Spandaus Erfolgsnachwuchscoach Jürgen Purschke gefragt, ob er als Co-Trainer unterstützen könnte. „Ich habe halt immer das Training meiner Jungs abgewartet und dann lag es einfach nahe, dass ich mithelfe“, erzählt Skillen. Später arbeitete er mit Berlins Trainerlegende Gerhard Thiedke (88) zusammen. Zu seinem Trainermentor „Titi“ besteht noch immer eine tiefe Freundschaft.
„Ich war sehr sicher, dass David zu uns passt“, erklärt André Laube, sportlicher Leiter bei den Orcas. „Nicht nur seine zahlreichen Erfolge sprechen für ihn. Am Beckenrand zeichnen ihn vor allem Begeisterung und eine tolle Pädagogik und Wertevermittlung aus. Die Kinder stehen für ihn an vorderster Stelle“, so Laube. „Das ist in diesem Altersbereich das mit Abstand wichtigste.“ Skillen trägt die Verantwortung für die Kleinsten in der Wasserball-Abteilung des OSC Potsdam, aber auch über die Stadtgrenzen hinaus für den Bereich des Landes Brandenburg. Zwischen sieben und 13 Jahre alt sind die Mädchen und Jungen, die Skillen unter seinen Fittichen hat. „Die Orcas haben echt tolle Strukturen: Ein Schulprojekt, wo alle Drittklässler Potsdams und des Umlandes mindestens einmal Wasserball probieren, eine Schwimmschule für Kinder ab sieben Jahre und einfach insgesamt einen tollen Ruf in der Stadt. Ich profitiere von einem sehr gut bestellten Acker.“
Größten Anteil an diesem tollen Umfeld hat sein Vorgänger Karstedt, der über Jahre hinweg diese Strukturen entwickelt hat. „Die Mitteilung Gregors, einen neuen beruflichen Weg einzuschlagen, war natürlich traurig für uns“, so Laube. „Umso schöner ist es, dass er weiterhin im Ehrenamt David unterstützt.“ Der jetzt 40-Jährige, der seit Februar in der Potsdamer Schule am Schloss als Lehrer für Mathematik und Arbeitslehre unterrichtet, steht weiterhin zweimal pro Woche mit Skillen am Beckenrand. „Für diese Entscheidung sind wir unendlich dankbar, aber vor allem für seine jahrelange, engagierte Arbeit“, sagt Laube.
Als 13-Jähriger fand Karstedt zu den Wasserballern. „Eigentlich zu spät“, lacht sein damaliger Trainer Laube. „Aber er war immer super fleißig und war schnell Kapitän in seinen Jugendmannschaften.“ Sein größter sportlicher Erfolg war wohl 2008, als er als Spielführer der Männermannschaft sein Team in die 1. Bundesliga führte, wo der OSC Potsdam seitdem spielt. In der Aufstiegssaison 2008/09 absolvierte er alle 22 Spiele und erzielte dort 20 Tore. Danach zog es ihn auf die Trainerbank; zunächst einmal im Ehrenamt, später mündete sein riesiges Engagement in einer hauptamtlichen Beschäftigung im Olympiastützpunkt. Seine größten sportlichen Erfolge war der zweifache Gewinn des Deutschen Pokals in der jeweils jüngsten Altersklasse. 2012 holte er den damaligen U11-Pokal; 2023 dann die Trophäe in der U12. „Das war toll, aber vielmehr begeistert es mich, wenn meine früheren Schützlinge in der Bundesliga ankommen oder sogar in der Nationalmannschaft“, so Karstedt, der zuletzt wieder einige Male selbst die Kappe in der 2. Wasserball-Liga Ost schnürte. „Das macht echt Spaß. Auch da spiele ich ja mit einigen meiner Kids von damals zusammen“, so der zweifache Familienvater.
„Es ist einfach toll zu sehen, wie der Übergang zwischen Gregor und David geklappt hat“, sagt Laube. „Im Grunde sind wir ja jetzt mit zwei A-Lizenz-Trainern in der untersten Altersklasse ausgestattet. Super wichtig da auch, dass beide Coaches für die gleichen Werte wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Kameradschaft, Loyalität und Identifikation stehen. Das ist so wichtig. Vielen Dank an beide.“
Mit dem Start des Schuljahres beginnen auch wieder die Wasserballer mit dem Kindertraining im blu. Gern können sich interessierte Mädchen und Jungen melden, um dann in den Sport hineinzuschnuppern. „Das beste Einstiegsalter ist so neun oder zehn Jahre“, sagt Skillen. Aber auch für Kinder ab 7 Jahre haben die Orcas ein Angebot. Einige wenige Plätze sind noch für den Kurs ab September in der Schwimmschule frei. Voraussetzung ist die Schwimmfähigkeit auf dem Niveau vom „Seepferdchen“. Infos zu allen Angeboten gibt es auf der Homepage www.potsdam-orcas.de. Weitere Fragen werden gern unter kids@potsdam-orcas.de beantwortet.